Welche Krankheiten und Beschwerden können durch Stress entstehen?
Um die Frage "welche Krankheiten können durch Stress entstehen" zu beantworten, lohnt es sich, den
Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität zu kennen. Ein einfaches Beispiel: Stellen Sie sich bitte vor, ich
würde behaupten: "Sporttreiben schützt vor Herzkrankheiten". Sie würden mir
wahrscheinlich recht geben und diesen Zusammenhang bestätigen. Darüber hinaus
bin ich mir sicher, dass ich diese These zuverlässig mit vielen Statistiken untermauern
könnte. Aber ist dies nun kausal oder korrelativ – und wo ist der
Unterschied?
Kausalität
Bei der Kausalität ist es zunächst wichtig zu verstehen, dass es immer einen klaren Zusammenhang von Ursache A auf Wirkung B geben muss. Wie ist das in unserem konkreten Beispiel? Ist es immer und bei jedem Menschen so, dass das Sporttreiben vor Herzkrankheiten schützt?
Könnte es nicht theoretisch so sein, dass der Sport zu einer geringeren Fetteinlagerung führt und deshalb die Herzkrankheiten unterdurchschnittlich entstehen? Müsste man nicht zuvorderst die Folge von fettreicher Ernährung und Herzerkrankungen untersuchen? Und inwieweit spielt das Alter, sonstige Lebensgewohnheiten und Vorerkrankungen eine entscheidende Rolle? Sie sehen, es ist nicht so einfach.
Ich denke, die Aussage, dass der Sport immer und bei jedem Menschen vor Herzkrankheiten schützt, ist damit kausal zunächst noch nicht sicher zu beantworten.
Wie sieht es nun mit einer Korrelation von "Sport und dem Schutz vor Herzerkrankungen" aus?
Korrelation
Führt der Sport dazu, dass sporttreibende Menschen im Durchschnitt weniger Herzerkrankungen (mathematische Korrelation) erleiden? Auf jeden Fall! Diese Aussage stimmt natürlich zu einhundert Prozent. Gerade durch regelmäßiges moderates Ausdauertraining wird unser kardiovaskuläres System optimal stimuliert. Diese Korrelation, ist selbstredend richtig und der statistische Zusammenhang in vielen Studien zu finden.
Wie könnte abschließend eine Hypothese lauten, die einen
kausalen Zusammenhang zwischen Sport und dem Schutz vor Herzkrankheiten herstellt?
Ich denke: "Sport senkt das Risiko an einer Herzkrankheit zu erkranken", wäre
eine Aussage, auf die wir uns einigen können.
Zusammenhang von Stress und Beschwerden/Erkrankungen
Analog zum "Korrelation-Kausalität-Prinzip" verhält es sich beim Zusammenhang von Stress und Erkrankungen. Die Frage, ob Stress alleinig und kausal eine Erkrankung auslösen kann, und damit ein klares Ursache-Wirkungsprinzip verfolgt, wird aktuell noch diskutiert. Stellt der Stress in der Addition mit anderen belastenden Komponenten ein erhöhtes Erkrankungsrisiko dar? Mit Sicherheit!
Einige Beschwerdebilder und Erkrankungen, die mit Stress assoziiert werden, sind:
- Magen-Darm-Erkrankungen, z. B. Sodbrennen, Refluxbeschwerden, Magengeschwür, Verdauungsprobleme wie Durchfall und Verstopfung, Reizdarm-Syndrom (RDS)
- Psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Panikattacken, Depressionen und Substanzmissbrauch
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen, z. B. Bluthochdruck, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt
- Metabolische Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes und Hypercholesterinämie
- Störungen im Bereich der Sinnesorgane wie erhöhter Augeninnendruck, Ohrgeräusche (Tinnitus) und Hörsturz
- Kopf- und Rückenschmerzen durch muskuläre Verspannungen sowie verminderte Schmerztoleranz
- Hautkrankheiten – Neurodermitis oder Schuppenflechte (Psoriasis)
- Schlafstörungen
- Schwächung des Immunsystems (Während kurzfristige, akute Belastungen das Immunsystem positiv stimulieren können, führen chronische Belastungen zu einer Schwächung der immunologischen Abwehr. Der Organismus ist dabei insgesamt anfälliger für Infekte und andere Erkrankungen).
Zusammenhänge von Stress und Beschwerdebildern
Die Zusammenhänge von Stress und den jeweiligen Beschwerdebildern werden besonders deutlich in der Stressstudie der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2021.
Während häufig gestresste Menschen deutlich vermehrter unter den Beeinträchtigungen von Erschöpfung, Rückenschmerzen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Migräne, Tinnitus, sowie Niedergeschlagenheit und Depressionen leiden, sind diese Merkmale bei der Gruppe der weniger Gestressten deutlich seltener.
Wenn körperliche Beschwerden selbst Stress auslösen – Teufelskreis Rückenschmerz
Im Kontext "Zusammenwirken von Stress und körperliche Beschwerden" tritt ein weiterer wichtiger Effekt auf. Allein der Umstand einer Krankheitsdiagnose, der Umgang mit einer Erkrankung oder starken Beschwerden und der damit verbundenen hohen Belastung löst verständlicherweise Stress aus. Am Beispiel des unspezifischen Rückenschmerzes wird dies sehr schnell deutlich.
All unsere Gedanken und Gefühle lösen körperliche Reaktionen aus – und umgekehrt. Dies bedeutet am Beispiel des Rückenschmerzes, dass der Schmerz, inkl. der anhängenden Gedanken und Gefühle, natürlicherweise Stress auslöst. Da, wie oben beschrieben, der Körper als natürliche Reaktion auf einen Stressor mit einer Erhöhung der Muskelspannung antwortet, kann dies im eben beschriebenen Beispiel der Rückenbeschwerden zu einer Verstärkung der (Rücken)Schmerzen führen. Ein Teufelskreis beginnt. Aus diesem Grund wird häufig ein multimodales Training empfohlen, in dem sowohl die physiologische Ebene (in Form von Bewegung- und Kräftigungsprogrammen), als auch die psychischen Aspekte (z.B. in Form eines Stressbewältigungstraining wie Autogenes Training oder Progressiver Muskelentspannung) zusammen durchgeführt werden.