Was ist Stress?

27.11.2023

Was ist Stress?

Situationen, in denen Hektik und Stress im beruflichen und privaten Alltag auftreten, sind Gegebenheiten, die sicherlich jeder Mensch schon häufig erfahren hat und die zu unserem Leben dazugehören. 

Im eigentlichen Sinne versteht man unter Stress die Auslösung physiologischer und emotional/kognitiver Reaktionen, die einer Kampf- oder Fluchtsituation ("fight or flight") entsprechen.

Entwicklungsgeschichtlich laufen dabei automatische Aktivierungsmuster ab. Besondere Bedeutung haben dabei die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol, die über die Aktivierung des sympathischen Nervensystems den gesamten Organismus in Alarmbereitschaft versetzen. Im Zuge dessen steigt neben der Herzfrequenz auch der Blutdruck, die Atmung beschleunigt sich und aus den Energiespeichern der Leber, der Muskeln sowie des Fettgewebes wird Glukose freigesetzt. Die Muskulatur wird dadurch optimal mit Sauerstoff und Nährstoffen, für eine körperliche "fight or flight" Reaktion, versorgt. Funktionen, die nicht dem unmittelbaren Überleben dienen, werden in ihrer Aktivität gehemmt, z. B. Verdauungstätigkeit und Libido. Stressreaktionen sind somit lebenswichtig und ein natürlicher Verteidigungsmechanismus - ohne den wir im Übrigen jeden Kampf gegen den bekannten Säbelzahntiger verloren hätten.

Wie verbreitet ist Stress in Deutschland

Die Kernaussagen der TK Stressstudie und des Stressreports Deutschlands können wie folgt zusammengefasst werden:

Das Stressniveau steigt

Zwei von drei Menschen (64 Prozent) geben an, manchmal oder häufig gestresst zu sein. Das ist im Vergleich zu den Daten aus dem Jahr 2013 ein Zuwachs von sechs Prozent.

Stressursachen Nummer 1: Beruf, Studium und Schule

Als häufigste Stressfaktoren werden die Anforderungen im Beruf, bzw. im Studium oder der Schule, gefolgt von den Ansprüchen an sich selbst genannt. Nicht überraschend, aber sicherlich durch die Coronapandemie erklärbar, wird die Sorge um die Erkrankung eines nahestehenden Angehörigen beschrieben. Danach folgen bereits Stressursachen wie Konflikte im Privatleben und die ständige Erreichbarkeit durch das Handy und soziale Medien.

Die häufigsten Stressoren am Arbeitsplatz

Die am häufigsten genannten Stressoren im Arbeitsleben, dem Studium bzw. der Schule sind: Zu viel Arbeit (32 Prozent), Termindruck (32 Prozent), Unterbrechungen (28 Prozent), Informationsflut (23 Prozent) und schlechte Arbeitsplatzbedingungen (19 Prozent).

Welche Stressarten gibt es?

Bei der Beschreibung von Stress sind zunächst zwei Arten von Stress zu unterscheiden. Akuter Stress und chronischer Stress. Was ist der Unterschied zwischen akutem und chronischem Stress?

Was ist akuter Stress?

Akuter Stress ist die Reaktion des Körpers auf eine Situation (Stressor), von der wir glauben oder zumindest vermuten, dass die (Gesamt-)Lage nicht bewältigt werden kann. Dabei wird klar, dass die persönliche Einschätzung, Einstellung und Wahrnehmung eine wichtige Rolle spielen. Das psychologische Stressmodell von Richard Lazarus (1984) sieht Stresssituationen als komplexe Wechselwirkungsprozesse zwischen den Anforderungen der Situation und der handelnden Person. Im Gegensatz zu früheren Stresstheorien ist Lazarus davon ausgegangen, dass nicht die (objektive) Beschaffenheit der Reize oder Situationen für die Stressreaktion von Bedeutung ist, sondern deren (subjektive) Bewertung. Menschen können für einen bestimmten Stressor höchst unterschiedlich anfällig sein: Was für die eine Person Stress bedeutet, wird von einer anderen noch nicht als Stress empfunden.

Was ist chronischer Stress?

Dauert die Stressbelastung über einen längeren Zeitraum an, oder reihen sich viele Stressoren aneinander, sprechen wir von chronischem Stress. Der Körper befindet sich hierbei in einem dauerhaften Belastungszustand. Das Hormon Kortisol, das in einer solchen Situation sowohl für den Anstieg des Blutdrucks als auch für die Versorgung unseres Gehirns und unserer Muskulatur mit Blutzucker zuständig ist, hat dabei einen großen Anteil.

Die Summe der Stressoren, durch die Menschen heute Stress erfahren, hat sich im Laufe der Evolution natürlich dramatisch verändert. Eine zunehmende Zeitverdichtung, die informative Reizzunahme und der Anstieg an Stressoren wie Zeitmangel, Termindruck, zu viele Aufgaben, ständige Erreichbarkeit oder Doppelbelastungen in Beruf und Familie, sind nur einige Beispiele, die unsere heutige Lebensumgebung charakterisieren. Das Problem daran: Wir haben immer noch dieselben Mechanismen in unserem (Steinzeit-)Gehirn, um mit Stress umzugehen wie zu einer Zeit, in der die Reizdichte und die Menge an Stressoren sicherlich geringer war als heute.

Eine aktuelle und zeitgemäße Stresstheorie, in der biologische und psychologische Stressmechanismen berücksichtigt werden, ist die "allostatische Ladung" des Neurobiologen Bruce McEwan[1]

Was sind Ressourcen?

Das Belastungsempfinden wird neben den Stressoren und persönlichen Stressverstärkern auch durch sogenannte Ressourcen beeinflusst. "Source" bedeutet Quelle, insofern kann der Begriff der Ressource auch durchaus als Kraftquelle verstanden werden. Dabei geht es nicht nur um die Hilfe bei Problemen oder Schwierigkeiten, sondern auch um die Quellen, die benötigt werden, um ein zufriedenstellendes Leben zu verwirklichen.

Wichtige Kraftquellen sind hier soziale Ressourcen. Insbesondere Freunde, die Familie, Arbeitskolleg*innen, Partner*in etc. stellen an dieser Stelle sehr bedeutende Säulen dar. Ressourcen können aber auch Hobbys, wichtige Ziele im Leben, Überzeugungen oder materielle Dinge (Wohnung, Haus, Auto, Gehalt, Beruf) sein. Ressourcen dienen sowohl dazu Stress abzubauen als auch zu vermeiden. Aus diesem Grund ist der Erhalt und (Wieder-)Aufbau von persönlichen Ressourcen unverzichtbar. [2]

Zusammenfassung Stress

Stress entsteht aus einem komplexen Wechselspiel aus Belastungen, ihrer subjektiv wahrgenommenen Bedeutungen, der Einschätzungen von persönlichen Bewältigungsmöglichkeiten und den jeweils verfügbaren Ressourcen. Dabei ist es wichtig, zwischen dem akuten Stress und einer chronischen Belastung zu unterscheiden. Der akute Stress macht uns wach, lebendig und leistungsfähig. Ein Leben ohne akuten Stress und Herausforderungen wäre wohl ein trauriges Leben. Einfach ausgedrückt: Um einen im Moment abfahrenden Bus gerade noch zu erreichen, müssen wir manchmal "unsere Beine in die Hand nehmen". Ohne akuten Stress und die positive Aktivierung unseres Organismus würden wir jeden Bus verpassen.

Aufgrund einer ständig veränderten Lebensumgebung und der Zunahme an Arbeitsstress, Zeitmangel, Termindruck, zu vielen Aufgaben, ständige Erreichbarkeit oder Doppelbelastungen in Beruf und Familie, sind wir häufiger chronisch gestresst.

Dabei ist es sicherlich notwendig, persönliche Stressbewältigungsstrategien und Maßnahmen zu treffen, um die mentale Gesundheit positiv zu unterstützen. Um den Stresskreislauf sowohl punktuell als auch dauerhaft zu durchbrechen, können hierbei Entspannungsverfahren wie das Autogene Training oder die Progressive Muskelentspannung einen wesentlichen Beitrag leisten. Sollten Sie sich für einen Entspannungskurs interessieren und Schwierigkeiten haben, das für Sie richtige Verfahren auszuwählen, können Sie sich an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt wenden. Darüber hinaus bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sowie die Krankenkassen einen sehr guten Überblick über die verschiedenen Angebote.

Selbstverständlich würde ich mich sehr freuen, Sie in einem meiner Kurse begrüßen zu dürfen. Ihr Vorteil: Meine Gesundheitskurse sind nach den strengen Qualitätsstandards des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) geprüft, zertifiziert und anerkannt. Dabei wurde sowohl das Verfahren als auch meine Qualifikation und das Kurskonzept zertifiziert. Aus diesem Grund werden alle meine Gesundheitskurse von den gesetzlichen Krankenversicherungen bezuschusst.


[1] Lena Werdecker, Tobias Esch, Universität Witten/Herdecke, Stress und Gesundheit, August 2019, DOI:10.1007/978-3-662-58314-2_33, Gesundheitswissenschaften (pp.347-359) https://www.researchgate.net/publication/339715475_Stress_und_Gesundheit

[2] https://leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/resilienz-und-schutzfaktoren/